Evangelische Christuskirche Krefeld – Bockum

Seit 1911 bestand in Krefeld – Bockum die Absicht, eine evangelische Kirche zu bauen. Am 9. Juli 1927 wurde das von dem Architekten Arnold Esch entworfene „Ernst-Moritz-Arndt-Haus“, ein Gemeindehaus mit angeschlossener Küsterwohnung, auf der Schönwasserstraße 104 eingeweiht. Das Glasbild „Der gute Hirte“ in der Altarnische stammt von dem Krefelder Künstler J. Strater (1929). Nach einer umfassenden Renovierung 1969 dient der Kirchenraum heute als Gemeindesaal.

Nach dem Krieg hat sich die Bockumer Gemeinde durch die Ansiedlung Vertriebener aus den Ostgebieten stark vergrößert. 1960 wurde der evangelische Kirchenbauverein gegründet, 1961 erste Vorentwürfe gesichtet, dann fiel die Entscheidung zu Gunsten des Entwurfs der Architekten E. Fohrer und H.H. Schneiders aus Krefeld.
Am 14. Januar 1965 erfolgte die Grundsteinlegung, am 26. Juni 1966 die feierliche Einweihung.

Innenraum

Alle gewünschten Räume, einschließlich Kirchenraum, sollten zu einem Komplex zusammengefasst werden, der mit einer Klosteranlage vergleichbar ist: Die Kirche ist deutlich erkennbar, die anderen Gebäudeteile aber haben ihr jeweils eigenes Gewicht. Alles dient der Gemeinschaft, der Gemeinde. Für sie ist nicht nur Raum in der Kirche, sondern auch Platz im Foyer mit Kaffeebar, in der Bibliothek und in weiteren Gemeinde- und Jugendräumen. Der eigentliche Gottesdienstraum ist abgeschlossen, ein Raum der Stille und der Sammlung. Er gestattet keinerlei Ausblick. Der Raum ist richtungslos über einem quadratischen und daher konzentrierenden Grundriss gebaut. (Seitenlängen jeweils 19,50 m, Höhe ca. 10 m) Die Sitzordnung der Gemeinde ist unter Einbeziehung der Taufkapelle dreiseitig angelegt. Die Holzbänke bieten Platz für 450  Besucher. Die ursprüngliche Planung sah Einzelstühle vor, um den quadratischen Raum dynamisch zu nutzen. Bei der Mahlfeier wird der quadratische Abendmahltisch an drei Seiten umstanden. Das Zentrum des Raumes bildet der schwebende Lichtkranz mit 40 Strahlern.

Beeinflusst wird die Wirkung des Raumes durch die gestalteten Betonglasfenster in 9m Höhe, die eine Lichtqualität eigener Art vermitteln. Geborgenheit und statische Ruhe strahlen die massiven umschließenden Ziegelwände aus. In diesen Raum bringt eine Brücke Bewegung, die von außen die Kirchenwand durchdringt. Sie überspannt den Eingang und mündet im Innenraum als Chor- und Orgelempore.

Die Orgel besteht aus einem Hauptwerk I, einem Brustwerk II und einem Pedal, geliefert vom Orgelbauer von Beckerath aus Hamburg.
Die Taufkapelle öffnet sich weit zum Kirchenraum, sie kann als Werktagskapelle genutzt werden. Hier finden u. a. Friedensgebete und Schulgottesdienste statt. Auffallend hier, die stark in blau gehaltenen Glasfenster.
Der Taufstein mit einem Becken aus schwarzem Marmor ist ebenfalls nach dem Entwurf der beiden Architekten geschaffen worden.  Ein Orgelpositiv kann je nach Bedarf in der Taufkapelle oder auch im Kirchenraum eingesetzt werden.  Diese Orgel stammt ebenfalls vom Orgelbauer von Beckerath.
Alle Glasfenster wurden  vom Glaskünstler Gerhard Dreher aus Weilheim/Teck entworfen. Zwei Zentimeter starkes Betonglas zieht sich in 9 m Höhe als Fries rund um den Kubus des Kirchenraums. Die beiden Eingangstüren begleiten Glasmosaike, und eine besondere Stimmung verbreiten die Glasfenster in der Taufkapelle.
Die geringe Anzahl der verwendeten Baustoffe – vorwiegend Ziegelsteine, Natursteine, Sichtbeton und Holz -, die durchgehend in der gesamten Anlage zu finden sind, unterstützen die Ausstrahlung von Ruhe und Einfachheit und die Einheit des gesamten Komplexes.
Das klar gegliederte Abendmahlsgerät, Kanne, vier Kelche und die Dose für das Brot, wurde 1966 nach einem Entwurf der Architekten aus Edelstahl gearbeitet. Die vier Kelche sind jeweils mit 8 Quarzsteinen besetzt.

Vor der Kanzel und an der Wand hängen  fünf verschieden farbige Antependien (lat.  „davorhängen“), eine Seidenweberei nach den Entwürfen von Frau Dreher.
Den einzelnen Sonntagen sind liturgische Farben zugeordnet. Farben beeinflussen Stimmungen und Gefühle von Menschen, laden zum Nachdenken und Meditieren ein. Sie drücken den Charakter des jeweiligen Sonn- oder Feiertages aus:

WEISS, Farbe der Vollkommenheit, der Freude, der Reinheit, nach Luther „Farbe der Engel und Heiligen“, Symbol des Lichtes: Ostern, Weihnachten, übrige Christusfeste.
ROT, Farbe der Liebe und des Opfers, Blut und Feuer: Pfingsten, Konfirmation, Reformationstag, Goldene Hochzeit.
VIOLETT, Farbe der Einkehr, der Buße und der Vorbereitung der großen Kirchenfeste: Advent, Passionszeit, Buß- und Bettag
GRÜN, Farbe der Hoffnung, Schöpfung und des Lebens und der wachsenden Saaten: Epiphanias-, Vorfasten- und Trinitatiszeit.
SCHWARZ, Farbe der Trauer: Karfreitag, Ewigkeitssonntag.

Die liturgische  Kleidung, der schwarze Talar, wurde  1811 durch eine Kabinettsorder
König Friedrich Willhelm III.  in Preußen für Pfarrer der evangelischen Kirche eingeführt. Von da an entwickelte er sich zusammen mit den Beffchen zur regulären Amtstracht.

Außenansicht

Außen wurden vorwiegend Ziegel und Sichtbeton verbaut. Der 33 m hohe Betonturm ist durch eine Brücke mit dem Kirchenbau verbunden und durchdringt dessen Wand. Die Brücke bildet im Innenraum die Empore. Brücke und Turm formen das Tor zum Kirchplatz, dabei ist die Einbeziehung des vorhandenen alten Gemeindehauses nicht ohne Beachtung geblieben. Ein direkter Zugang zu den Jugendräumen im Untergeschoss führt über eine Treppe am Vorplatz.

Die vier neuen Glocken sind mit denen der katholischen Nachbargemeinde Herz Jesu im Ton abgestimmt.
Die Inschrift im von außen sichtbaren Grundstein lautet in hebräischer Sprache „Der Herr ist mein Hirte“.

Die Christuskirche ist ein gutes Beispiel für die klare Kirchenarchitektur der sechziger Jahre. Die Architekten haben hier dem besonderen Anliegen reformierter Gemeinden Ausdruck verliehen.

 

Die Gemeinde Krefeld – Ost hat (Stand September 2007) 4490 Kirchenmitglieder.

Grundstein der Kirche

Im alten Gemeindehaus findet sich ein Glasfenster mit dem Motiv „Jesus, der gute Hirte“, und beim Bau der Christuskirche (1964-66) wurden biblische Hirtenworte in die Glocken graviert.

Wir hoffen, dass Menschen durch unser Reden und Handeln Gott als guten Hirten kennen lernen und einander zu Hirten werden. Wir hoffen auch, dass – nicht zuletzt durch die Unterstützung unseres Fördervereins und seiner Stiftung – trotz aller Umbrüche auch in Zukunft das evangelische Gemeindeleben in Bockum lebendig bleiben wird.